Montag, 4. August 2008

Georg Air Jordan oder "Wer Basketball spielt bestimme ich"



Die jüdische Gemeinde Frankfurt hat viel zu bieten. Vom Kindergarten bis zur Krabbelstube, vom Altersheim bis zum Friedhof, ein Jugendzentrum, einen Seniorenclub und andere tolle Einrichtungen. Nur für Menschen ohne Kinder die nicht sozialbedürftig, tot oder der deutschen Sprache nicht mächtig sind gibt es keine Auswahl. Im koscheren Restaurant kann man nicht essen. Für das Jugendzentrum ist man zu alt und fürs Altersheim zu jung. Im Bridgeclub fühlt man sich nicht recht wohl und bei den Brainwashern von Lubavitch muss man vor messianischen Bekehrungsversuchen fliehen. Die Gemeinde wird straff geführt und jeder findet seine Nische.

Ich für meinen Teil habe momentan nur ein einziges Interesse. Die Sporthalle der Gemeinde. Dort habe ich schon Peuloth gehalten, Seminare absolviert, Jom Haatzmaut gefeiert und seit Anfang der neunziger Jahre, mal mehr, mal weniger, Basketball gespielt. Manchmal spielten dort nur Gemeindemitglieder. Bei anderen Gelegenheiten gab es einen gesunden Mix zwischen El Al Shomrim, Gemeinde Shomrim, Israelis, die keine Gemeindemitglieder sind und Leuten aus der Gemeinde. In den letzten Jahren gibt es eine etablierte Gruppe von Spielern, die sich nur zum spielen treffen und dabei den Spaß am Spiel in den Vordergrund gestellt haben. Es geht um keine Mannschaft, keine Liga oder Wettbewerbe. Auf was jedoch Wert gelegt wird ist der faire und sportliche Umgang miteinander. Dazu gehört auch ein gewisser Ton untereinander. Beleidigungen oder Tätlichkeiten sind für uns ein sogenanntes "No Go".

Auf jeden Fall ist das Basketball spielen am Sonntag abend das einzige, daß ich als Mitglied der Gemeinde regelmäßig in Anspruch nehme. Das soll sich jetzt ändern. Und nicht nur das. Der neue Trainer von Makkabi, Georg, hat nun das Sagen und bestimmt wer in der Halle spielt. Grundsätzlich kein Problem. Jeder Trainer mit gesunder Profilneurose und ein bischen Größenwahn glaubt ja von sich, daß alles auf sein Kommando hört. Unser Georg hatte diese schlechte Angewohnheit schon immer. Er ist ein passabler Spieler. Sicher kein Michael Jordan. Aber wer ist das schon. Ich für meinen Teil spiele auch nicht in der Profiliga. Aber wie gesagt, es geht uns ja um den Spaß und die Fairness. Und so kommt jeder zum Einsatz. Ob er gut spielt oder nicht. Georg gab also regelmäßig Anweisungen die ebenso regelmäßig von den anderen ignoriert wurden. Hier und da gab es auch mal ein böses Wort aber man vertrug sich immer. Irgendwie scheint das den Georg genervt zu haben und so wurde er zum Makkabi Trainer. Der Sonntag abend gehört jetzt ihm alleine und er bestimmt wer in der Halle spielt und wer nicht. Darüber hinaus ist der Sonntag abend jetzt dem Training vorbehalten. Das heißt niemand spielt wenn Makkabi trainiert. Dies eröffnete er am letzten Sonntag so nebenbei und stellte alle vor vollendete Tatsachen.

Für diese neue Mannschaft ging Georg natürlich auf Brautschau und förderte einige neue Spieler zu Tage, die seit einigen Wochen an den Sonntagen zum spielen kommen. Diese neuen spielten dann auf bitten von Georg gegen die Alteingesessenen was kein Problem darstellte. Gestern kam es dann zu einem kleinen Eklat. Ein neuer Spieler beleidigte einen Schomer der Gemeinde mit, sagen wir, nicht allzu schönen Umschreibungen für eine verpönte Berufsgruppe in Verbindung mit seiner Mutter. Der Schomer, der kein Deutsch kann, verstand sehr wohl die Bedeutung dieser Worte, blieb aber gelassen. Darauf hin versuchte ich diesem neuen Spieler klar zu machen, daß derlei Vokabeln hier nichts zu suchen haben und er, falls er nicht darauf verzichten kann, die Halle verlassen solle. Darauf hin erhielt ich von Georg den salomonischen Hinweis, er bestimme wer hier spielt und wer nicht und ich solle gefälligst die Halle verlassen. Dieser Forderung kam ich umgehend nach worauf hin ich Alon Meyer, Präsident oder Vorsitzender oder wie auch immer von Makkabi Frankfurt und seines Zeichens Gemeinderat der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, anrief. Ich schilderte ihm die Problematik und erklärte die Situation. Seine Antwort war diplomatisch aber unbefriedigend. Die Halle werde von Makkabi bei der Gemeinde angemietet und dies sei der einzig freie Platz. Das bedeutet, daß Makkabi und damit Georg der Hüter der Körbe ist und wir alle von seiner Gnade abhängen.

Das ganze ist für mich nicht akzeptabel und nachvollziehbar. Anstatt Mitglieder der Gemeinde weiterhin spielen zu lassen werden durch Makkabi Nichtmitglieder in eine neue Mannschaft gebracht, die verhindert, dass die Kirchensteuer zahlenden Mitglieder weiterhin spielen können. Ein Möchtegern Trainer spielt sich in der Turnhalle auf und verweist Gemeindemitglieder aus der Halle. Der Gemeinderat und Makkabi Vorsitzende gab zu verstehen, dass Makkabi gerne neue Mitglieder werben möchte. Klar, ich werde dann noch mehr Geld dafür bezahlen von einem sozial inkompetenten Trainer in die Geheimnisse des Basketball eingewiesen zu werden.

Es gibt für mich nur zwei Alternativen:
1. Wir behalten unseren Slot und spielen weiterhin Basketball aus Spaß an der Freude.
2. Makkabi vergibt diese Zeit an Georg und seine Mannschaft. Das nennt sich dann Kraft durch Freude.

Bei letzterer werde ich mir einen Platz zum spielen außerhalb der Gemeinde suchen und aus dieser auch austreten. Full Stop!

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